Nachhaltigkeit in Schweizer Unternehmen: Compliance führt, Potenzial für tiefergreifende Integration bleibt unausgeschöpft

Eine Studie der Universität Bern in Zusammenarbeit mit Sustainserv zeigt auf: Schweizer Unternehmen richten im Moment ihre Nachhaltigkeitsbemühungen noch primär nach Compliance-Anforderungen aus. Die dabei zunehmend etablierten fortgeschrittenen Nachhaltigkeitsansätze sind aber bis jetzt noch nicht fest in der Unternehmenskultur verankert.

Die Befragung von 84 Nachhaltigkeitsexperten in Schweizer Unternehmen legte den Fokus auf der Organisation und Implementierung von Nachhaltigkeit, den Nachhaltigkeitszielen und zugehörigen Kennzahlen sowie dem Nachhaltigkeitsreporting. «Gemeinsam mit Sustainserv sind wir der Frage nach dem Reifegrad von Schweizer Unternehmen hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen nachgegangen», sagt Prof. Dr. Markus Arnold, Leiter Institut für Unternehmensrechnung und Controlling der Universität Bern. Die 2023 durchgeführte Studie zeigt klar, dass die Mehrheit der Schweizer Betriebe Nachhaltigkeitsstrategien vorwiegend zur Einhaltung gesetzlicher und öffentlicher Standards implementiert.

Reifegrad hoch, Nachhaltigkeit (noch) nicht Teil der DNA

Die Unternehmen investieren, unabhängig von ihrer Grösse, in Nachhaltigkeitsinitiativen. Neben der Erfüllung von Compliance-Regeln, möchten die Unternehmen auch ihren Ruf und die Glaubwürdigkeit stärken. Für grosse Unternehmen gehören die Identifizierung und Minimierung von Risiken ebenfalls zur Strategie.

«Die Schweizer Unternehmen investieren seit Jahren in ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen. Allerdings hat dies noch nicht dazu geführt, dass die Nachhaltigkeit bereits in vielen Fällen wirklich Teil ihrer DNA geworden ist. Das Potenzial einer stärkeren Verankerung in der Kultur in Schweizer Unternehmen ist noch nicht ausgeschöpft», sagt Prof. Dr. Markus Arnold. Dies bestätigen vor allem die Umfrageergebnisse zu den Vergütungen, welche stark von wirtschaftlichen Kennzahlen getrieben sind. ESG-Kennzahlen spielen nur eine untergeordnete Rolle. Ebenfalls überprüfen nur eine Handvoll Schweizer Unternehmen ihren Nachhaltigkeitsbericht auf ‘Greenwashing’.

Die nichtfinanzielle Berichterstattung wird mit erheblichem Aufwand umgesetzt

Kleine Unternehmen berichten im Schnitt seit mehr als 5 Jahren und grosse Unternehmen seit mehr als 10 Jahren über ihre Nachhaltigkeitsbestrebungen. Dabei werden in erster Linie die beiden Standards der Global Reporting Initiative (GRI) und die Sustainable Development Goals (SDG) angewandt. Rasch aufholen werden die neuen Pflichten gemäss Schweizer OR – in der Umfrage noch KVI genannt – da ab 2024 in Kraft gesetzt für das Geschäftsjahr 2023. Vor allem grosse Unternehmen wenden dafür erhebliche Personalressourcen auf – im Schnitt eine Vollzeitstelle über 4 Monate. Dieser Aufwand entsteht hauptsächlich für die Zusammenstellung der relevanten Kennzahlen und schliesslich für die Erstellung des Nachhaltigkeitsberichts.

Unsere Einordnung

Man kann feststellen, dass das Nachhaltigkeitsthema bei vielen Unternehmen professionalisiert wurde. Um aber im internationalen Wettbewerb mithalten zu können, müssen viele Schweizer Unternehmen noch zulegen und ihr vertieftes Verständnis von Nachhaltigkeit in konkrete Transformationsinitiativen umzusetzen.

Das Institut für Unternehmensrechnung und Controlling der Universität Bern und Sustainserv planen, die Studie zur Nachhaltigkeit in Schweizer Unternehmen in regelmässigen Abständen durchzuführen, um künftig Aussagen über die Entwicklungen im Verlaufe der Zeit zu treffen.

Die gesammelten Ergebnisse der Studie zur Nachhaltigkeit in Schweizer Unternehmen finden Sie hier.


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