Nachhaltigkeit ist Chefsache

Immer mehr Unternehmen haben ein Corporate Social Responsibility (CSR)- oder Nachhaltigkeitsprogramm. Viele machen jedoch nicht das Beste daraus. Nachhaltigkeit wird oft als eine Ergänzung zum „normalen“ Geschäft betrachtet, und so bleiben die Wirkungen ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen oft begrenzt. Die Nachhaltigkeit von Unternehmen sollte strategisch und ganzheitlich verfolgt und nicht als eine Ansammlung einzelner Projekte betrachtet werden. Dementsprechend ist Nachhaltigkeit als eine strategische Aufgabe und integraler Bestandteil des Geschäftsmodells zu verstehen. Damit dieser Ansatz erfolgreich ist, müssen vor allem die höchsten Entscheidungsträger einbezogen werden. Kurzum, Nachhaltigkeit ist eine Chefsache.

Stakeholder-Ansatz statt Shareholder-Ansatz

Nachhaltigkeit bedeutet, von einem Shareholder-Ansatz zu einem Stakeholder-Ansatz überzugehen. Zusätzlich zu den Erwartungen der Aktionäre sollte das Management die Bedürfnisse und Interessen von Kunden, Mitarbeitenden und Akteuren der Gesellschaft kennen und diese in die strategische Planung und Programmentwicklung integrieren. Indem sie sich auf die für die Stakeholder wichtigsten Themen konzentrieren und die Auswirkungen dieser Themen auf ihren Geschäftskontext verstehen, können Unternehmen sowohl langfristigen Geschäftserfolg sichern als auch Wert für die Stakeholder schaffen.

Zentrale Fragen, die dem Management helfen, die Wirksamkeit ihrer Nachhaltigkeitsinitiativen zu beurteilen, sind:

  • Wie und für wen schafft das Unternehmen Wert (nicht nur finanziell, sondern auch für Kunden, Mitarbeitende, Gesellschaft und Umwelt)?
  • Wo haben wir einen Einfluss (Impact) auf die nachhaltige Entwicklung?

Die vielversprechendsten strategischen Nachhaltigkeitsansätze sind eng mit dem Kerngeschäft verbunden. Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Teil ihrer Unternehmensstrategie betrachten, tragen nicht nur zu einer nachhaltigen Entwicklung bei, sondern minimieren auch Geschäftsrisiken und halten Ausschau nach neuen Geschäftsmöglichkeiten. Wenn Nachhaltigkeit auf diese Weise umgesetzt wird, trägt sie zum Endergebnis bei und erhöht die Widerstandsfähigkeit des Unternehmens.

Sechs Tipps für Unternehmen zum Einstieg

  • Schärfung des Selbstbildes: Machen Sie eine Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Leistung Ihres Unternehmens („Triple Bottom Line“ schafft Klarheit).
  • „Reduce to the max“: Konzentration auf wesentliche Fragen. Dies hilft, vor allem am Anfang, fokussierte Schritte auf dem Weg zur Nachhaltigkeit zu machen.
  • Wert schaffen: Denken Sie grundsätzlich darüber nach, wie und für wen Ihr Unternehmen Wert schafft (Kunden, Mitarbeitende, Umwelt, Gesellschaft). Dies hilft, die Schlüsselthemen und Hebel für Nachhaltigkeitsaktivitäten zu identifizieren und entsprechend zu handeln.
  • Ziele setzen: Setzen Sie sich ehrgeizige, aber realistische und realisierbare Ziele.
  • Bleiben Sie ruhig: Lassen Sie sich von der Komplexität der Anfragen und Anforderungen nicht verrückt machen. Es ist wichtig, irgendwo anzufangen und Nachhaltigkeit als eine Reise zu verstehen. Man kann und muss nicht alle Probleme der Welt auf einmal lösen.
  • Partnerschaften: Versuchen Sie nicht, alles allein zu lösen, sondern versuchen Sie vielmehr, sinnvolle Partnerschaften und Allianzen zu schmieden. Nachhaltige Lösungen umfassen fast immer die ganze Wertschöpfungskette mit zahlreichen Akteuren.

Kerngedanken dieses Artikels wurden in einem kürzlich erschienenen Leitartikel von Robert Wildi in der Schweizer Handelszeitung vom 19. Dezember 2019 verwendet.


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