Von GRI zu ESRS: Sustainserv begleitet die Liechtensteinische Landesbank bei der Umsetzung der neuen Berichtspflicht.

Die Frage, wie eine bestehende GRI-Berichterstattung sinnvoll und effizient in ein ESRS-konformes Reporting überführt werden kann, stellt sich aktuell für viele Organisationen – besonders dort, wo Berichtsstrukturen bereits bestehen, aber nun formal und inhaltlich stark erweitert werden müssen. Sustainserv hat die Liechtensteinische Landesbank (LLB) auf diesem Weg begleitet.
Herausforderung
Die LLB ist als grössere Bank im Europäischen Wirtschaftsraum seit dem Geschäftsjahr 2024 gesetzlich verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht nach den ESRS-Standards zu veröffentlichen. Als langjährige GRI-Berichterstatterin verfügte die LLB über eine solide Grundlage, jedoch ist der ESRS-Standard in Umfang, Tiefe und formalen Anforderungen deutlich anspruchsvoller. In der Finanzbranche fehlten zu Projektbeginn noch weitgehend praxistaugliche Vorbilder, was die Herausforderung zusätzlich erhöhte.
Ziel
Die LLB blickt auf eine über 160-jährige Geschichte zurück. Nachhaltigkeit ist tief in ihrer DNA verankert. Der neue Bericht sollte daher sowohl der regulatorischen Tiefe der ESRS gerecht werden als auch für interne und externe Anspruchsgruppen – darunter der Hauptaktionär, das Land Liechtenstein – gut lesbar und zugänglich sein. Dabei war klar: Es sollte kein überambitioniertes Reporting entstehen, sondern ein fundierter, pragmatischer Erstbericht mit klarem Fokus auf die gesetzlichen Anforderungen.
Was ist CSRD / ESRS?
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verpflichtet Unternehmen in der EU und im EWR dazu, umfassend und standardisiert über Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen zu berichten. Die Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) konkretisieren diese Vorgaben. Unternehmen müssen nach diesen Standards künftig strukturiert über wesentliche ESG-Themen berichten.
Im Februar 2025 hat die Europäische Kommission mit dem sogenannten „Omnibus“-Paket eine Reihe von Vereinfachungen für betroffene Unternehmen vorgeschlagen. Ziel ist eine Reduktion des Verwaltungsaufwands, insbesondere für KMU. Die Änderungen befinden sich derzeit im gesetzgeberischen Prozess.
Unser Ansatz
Die LLB hat über viele Jahre hinweg mit Unterstützung von Sustainserv nach den GRI-Standards berichtet und konnte damit auf etablierte Strukturen, Prozesse und Inhalte zurückgreifen. Dieses Setup diente als strategischer „Zubringer“ zur Erfüllung der neuen, wesentlich detaillierteren Anforderungen nach ESRS. Sustainserv verfolgte dabei einen integrierten Ansatz: Die vorhandene GRI-Berichterstattung wurde nicht einfach übernommen, sondern systematisch auf ihre Anschlussfähigkeit an die ESRS überprüft – sowohl inhaltlich als auch strukturell.
- Materialitätsanalyse: Die LLB hatte bereits eine ESRS-konforme Wesentlichkeitsanalyse durchgeführt. Deren Resultate – vier wesentliche Themen – bildeten den Ausgangspunkt für die Berichtsinhalte.
- Konzeption & Struktur: In enger Abstimmung mit der LLB wurde ein Berichtskonzept entwickelt, das der Logik der ESRS folgt, aber gleichzeitig leserfreundlich bleibt. Auch bankenspezifische Themen, wie die volkswirtschaftliche Rolle als regionale Arbeitgeberin, wurden durch gezielte Strukturüberlegungen sinnvoll integriert.
- Informationsaufbereitung: Die Inhalte wurden mithilfe gezielter Fragebögen erhoben, die von Sustainserv auf Basis der bestehenden GRI-Daten vorstrukturiert wurden. Eine zentrale Aufgabe bestand darin, die technisch anspruchsvollen ESRS-Vorgaben in verständliche Fragen zu übersetzen – ein Prozess, der nicht nur Berichts-Informationen generierte, sondern auch durch die Bank hinweg internes Wissen und ein gemeinsames Zielverständnis aufbaute.
- Texterstellung & Finalisierung: Sustainserv überführte die Inhalte in gut lesbare Berichtstexte und sorgte für eine strukturierte Zuordnung zu den Anforderungen der ESRS. Ergänzend wurde eine tabellarische ESRS-Referenzierung erstellt, wie sie von den Standards gefordert wird. Auch die Inhalte gemäss TCFD wurden im Kapitel «Klimaschutz» (ESRS E1) entsprechend den vier TCFD-Kernbereichen integriert und klar nachvollziehbar referenziert.
Ergebnisse
Der erste ESRS-Bericht der LLB zeigt: Auch wenn die Anforderungen umfangreich sind, kann ein zielgerichteter Einstieg mit den richtigen Partnern gelingen. Der effiziente Übergang von GRI zu ESRS ist nicht nur möglich, sondern bietet auch die Chance, bestehende Prozesse und Datenlücken zu erkennen und strategisch weiterzuentwickeln.
«Wir konnten mit dem Bericht nicht nur die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, sondern haben gleichzeitig eine solide Grundlage geschaffen, um die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den kommenden Jahren weiter zu professionalisieren.»
Cyrill Sele, Leiter Group Corporate Communications bei der Liechtensteinischen Landesbank AG
Die interne Umsetzung war gleichzeitig ein Lernprozess: Die Informationsabfragen, die an alle relevanten Fachbereiche gerichtet waren, förderten nicht nur Inhalte zutage, sondern trugen auch zur unternehmensweiten Sensibilisierung bei. Durch die strukturierte Übersetzung der ESRS-Anforderungen in verständliche Sprache entstand ein gemeinsames Verständnis für Zielsetzung, Rollen und Inhalte durch die Bank hindurch – eine wichtige Voraussetzung für langfristigen Erfolg in der Nachhaltigkeitsberichterstattung.
Im Zuge der Berichtserstellung wurden zudem erste Lücken sichtbar – etwa bei der Definition von Zielen oder bei einzelnen quantitativen Metriken. Solche Erkenntnisse sind ein zentraler Mehrwert des ESRS-Erstberichts: Sie machen sichtbar, wo noch Entwicklungspotenzial besteht, und ermöglichen es, Nachhaltigkeitsaspekte in den Folgejahren gezielt weiter zu schärfen.
Der Bericht zeigt exemplarisch, wie der Übergang von GRI zu ESRS gelingen kann – nicht als radikaler Systemwechsel, sondern als Weiterentwicklung auf bewährtem Fundament, pragmatisch umgesetzt und strategisch genutzt.
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