Die Welle nichtfinanzieller Berichtsanforderungen so reiten, dass Mehrwert entsteht

Kathrin Köhler
Nachhaltigkeitsbeauftragte, ARAG SE

Tipps

  1. Gewinnen Sie einen Überblick über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der für Sie relevanten Berichtsanforderungen.
  2. Wählen Sie ein Kernelement der Berichterstattung und gruppieren Sie ergänzende Berichtsformate so, dass sie insgesamt die Anforderungen abdecken und zielgruppenspezifisch umgesetzt werden können.
  3. Arbeiten Sie gezielt mit externen Partnern zur Verbesserung von Inspiration und Effizienz. Bauen Sie gleichzeitig intern nichtfinanzielle Kompetenz auf.
  4. Verstehen Sie nichtfinanzielles Management und Reporting als Reise – Sie werden noch mit vielen Anforderungen konfrontiert, die es konstruktiv zu nutzen gilt.

Nichtfinanzielles Reporting war lange Zeit ein vernachlässigter Aspekt der Unternehmensberichterstattung. Das hat sich rasant gewandelt. Die Welle aktueller Anforderungen – NFRD, CSRD, KVI-Gegenvorschlag, TCFD, Taxonomie etc. – hat eine Wucht erreicht, die Unternehmen herausfordert. Wie beim Surfen kommt es auch hier auf die richtige Technik und Vorbereitung an, um externe Energien gewinnbringend zu nutzen. Im Idealfall wird kommunikativer Mehrwert geschaffen, der die Positionierung des Unternehmens nachhaltig stärkt.

Gesetzlich vorgeschriebene Berichterstattung als Kern

Die ARAG ist seit mehreren Jahren verpflichtet, eine nicht-finanzielle Erklärung gemäß der deutschen Umsetzung der europäischen Non-Financial Reporting Directive (NFRD) zu publizieren. Sie bildet das Kernstück der nichtfinanziellen Berichterstattung des Unternehmens und wird vom Wirtschaftsprüfer auch inhaltlich geprüft.

Schweizer Markt wird nachziehen, in der EU geht die Reise bereits weiter

ARAG erfüllt Anforderungen zur Offenlegung nichtfinanzieller Informationen, die im Rahmen des Gegenvorschlags zur Konzernverantwortungsinitiative auch auf viele Schweizer Firmen zukommen wer- den: die Pflicht zur Berichterstattung zu Themen, bei denen das Unternehmen massgebliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft hat und die gleichzeitig relevant für das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses und der Lage des Unternehmens sind.

In der EU wird die Berichtspflicht im Zuge der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) bereits härter. Diese ver- langt Assurance und erweitert das Spektrum der zu berichtenden Inhalte und den Kreis der betroffenen Unternehmen. Außerdem ist der europäische Finanzsektor zunehmender Regulierung zu Sustainable Finance ausgesetzt, u. a. durch die Taxonomie zur Bewertung ökologischer Nachhaltigkeit wirtschaftlicher Aktivitäten. Die erste Umsetzung der Taxonomie findet bereits in der nichtfinanziellen Erklärung der ARAG zum Geschäftsjahr 2021 Anwendung.

Bewährtes erhalten und mit neuen Anforderungen verbinden

Die Zunahme der regulatorischen Anforderungen kann dazu verleiten, nur das Vorgeschriebene formal korrekt umzusetzen. Die Berichterstattung zu Umwelt- und Sozialfragen würde dann zu einer reinen Compliance-Übung. Im Sinne des Dialogs mit den Stakeholdern wäre das eine vertane Chance.

Als Unternehmen, das eine offene Kommunikation pflegt, berichtet ARAG seit Jahren über ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten. Sie erstellt einen GRI-Nachhaltigkeitsbericht, der über mehr Themen und in größerer Tiefe informiert als für die nichtfinanzielle Erklärung erforderlich. Die Berichterstattung bietet überdies illustrative Beispiele im Magazinstil. Die verschiedenen Berichtsformate wurden mit der Einführung der nichtfinanziellen Erklärung nicht abgeschafft, sondern miteinander verwoben.

Ein Paket abgestimmter, zielgruppenspezifischer Formate

Die Verwendung eines „Baukastens“ aufeinander abgestimmter Berichtsformate ermöglicht, auch neue Anforderungen so umzusetzen, dass sie kommunikativen Mehrwert für verschiedene Zielgruppen schaffen. Im aktuellen Berichtsjahr bilden die nichtfinanzielle Erklärung und der GRI-Bericht den eigentlichen Nachhaltigkeitsbericht. Er richtet sich vor allem an Regulatoren, Rater und Ranker sowie Geschäftspartner. Das parallel publizierte Nachhaltigkeitsmagazin ist so gestaltet, dass es auch für Privatkunden und Mitarbeitende attraktiv ist. Die Publikationen verweisen aufeinander und ermöglichen es, verschiedene Zielgruppen wirkungsvoll anzusprechen. Sie werden stetig weiterentwickelt – zum Beispiel für die künftig notwendige Integration der nichtfinanziellen Erklärung in den Lagebericht.

Gut verzahnte Produktionsprozesse für Effizienz und Wirkung

Bei der ARAG werden diese Berichtsformate ganzheitlich angegangen. Das gilt für die Darstellung wie auch für die Produktion. Beim fachlichen Fokus sowie der Informations- und Datensammlung wird mit der Nachhaltigkeitsberatung Sustainserv so zusammengearbeitet, dass die Fachabteilungen nur einmal zu Inhalten befragt werden müssen. Das ist effizient und sorgt für konsistente Inhalte in den Berichtsformaten. In Bezug auf narrative und visuelle Elemente hilft die Kommunikationsagentur Kammann Rossi mit, in allen Formaten den richtigen Ton zu treffen und die Positionierung zu stärken.

Durch dieses Vorgehen kann ARAG die immer anspruchsvolleren Regularien erfüllen und den zunehmenden Forderungen nach vertieften Informationen gerecht werden. Und den Zielgruppen wird ein klares Bild des Unternehmens und seiner nichtfinanziellen Leistung geboten.

Dieser Artikel wurde von Kathrin Köhler, Nachhaltigkeitsbeauftragte ARAG SE, und Dr. Bernd Kasemir, Managing Partner Sustainserv, für The Reporting Times des Centers für Corporate Reporting verfasst.


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